Zur "Feier des Tages" gibt es heute mal nicht nur den langweiligen Mist, den ihr sonst immer zu lesen bekommt, sondern mal ein paar Facts, die ich in der Zeit hier schon über Kolumbien und meine Einsatzstelle gelernt habe:
- Die Lieblingswörter der Kolumbianer, oder zumindest der Calenos, sind offensichtlich "listo", "tranquillo" und "ya". Diese drei Wörter können im Grunde genommen alles bedeuten. "Listo" heißt eigentlich "fertig", kann aber auch sowas wie "verstanden" "alles klar" oder "also" heißen. "Tranquilla" bedeutet "ruhig", aber auch "alles klar", "kein problem", "(mach dir) keine Sorgen". "Ya" heißt eigentlich "bereits", wird aber offensichtlich auch in mindestens 100 anderen Zusammenhängen benutzt, die ich leider selbst nicht kenne. Dementsprechend macht mir dieses Wort ein bisschen das Leben schwer!
- Die Calenos lieben es, alles zu verniedlichen! Egal ob Adjekive wie pequeno (-> pequenito) oder Namen (Vanessa-> Vanessita, Juan-> Juanito). Sogar der Name des Dorfes in dem ich wohne, Montanitas, ist eine Verniedlichung (Montana= Berg)! Es gibt sogar doppelte Verniedlichungen (chica (Mädchen)-> chiquita -> chiquitita). Es ist wirklich verrückt!
- Die Beziehung von Mutter und Kind ist bemerkenswert. Dagegen können wir Deutschen wirklich nicht anstinken. Warum? Ich habe keine Ahnung! Ich glaube, die kolumbianischen Mütter verbringen schon in den ersten Monaten jede freie MInute bei ihrem Kind. Es wird nie in ein Krabbelkäfig mit ein paar Spielsachen gesteckt, stattdessen ist immer jemand dabei. Außerdem werden Babys selten in den Kinderwagen gelegt, sondern einfach auf dem Arm der Mutter getragen. Selbst wenn sie schlafen spüren sie somit die Wärme ihrer Mutter. Ich glaube, diese Nähe in den ersten Monaten prägt die Kinder gewaltig. Ich habe hier auch noch nie ein Baby wirklich laut weinen hören, sondern nur ein wenig quengeln. Und das, obwohl ich eine Nacht bei meiner Chefin geschlafen habe und sie ein ca. 5 Monate jungen Sohn hat. Ich habe ihn die Nacht nicht einmal gehört.
- Die Schüler stören sich nicht am Alter. An der Schule sind Schüler im Alter von 4-18 Jahren und jedet redet &spielt mit jedem. Es ist nicht so wie in Deutschland, wo jeder nur mit den Leuten im eigenen Alter abhängt und sich somit Gruppen bilden. Hier spielen jede Pause Jungs im Alter von ca. 8-18 Jahren ohne Probleme zusammen Fußball, da jeder jeden ernst nimmt.
- Es gibt Schuluniformen. Jeder Schüler hat einen grün/beige karrierten Rock bzw Hose + T-shirt, eine dunkelblaue Sporthose + Tshirt und (warum auch immer) einen dunkelblauen Oberall. Trotzdem nehmen sich, gerade die älteren, die Freiheit, z.B. nur die Uniformshose und dazu ein eigenes Tshirt anzuziehen. Ich denke, dass das wichtig für ihre eigene Identität ist. Gerade in der Pubertät sollte man diese Freiheit haben. Außerdem identifizieren sich die Schüler stark mit ihnen Frisuren. Egal ob nur Schleifen, gefärbt oder mit Sidecut, die Frisuren sind den Schülern hier sehr wichtig. Auch für die Jungs! Es gibt hier teilweise sehr abgespacete Jungsfrisuren.
- Auch wenn die Schüler im Unterricht wirklich laut sind, keinen Respekt vor den Lehrern haben und gerade die Kleinen einen fast in den Wahnsinn treiben, sind sie doch viel lieber hier! Nachdem mich eine Klasse gestern fast zur Verzweiflung getrieben hat, weil sie beinahe alle Jungs miteinander gestritten haben, habe ich nach dem Unterricht 4 Briefe bekommen, in denen mir geschrieben wurde, dass ich die beste Lehrerin sei und sie mich sehr mögen. Die andere Klasse (3.-5.) wollte mich nach dem Unterricht garnicht mehr gehen lassen und fast jedes Kind hat mich zum Abschied umarmt. Morgens, wenn die Kinder in die Schule kommen, begrüßen sie die Lehrer mit einem Kuss auf die Wange.
- Das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler ist hier sehr innig. Sie umarmen sich oft und albern viel miteinander rum. Als der Sportlehrer beim Tanzen ein Mädchen zeigen wollte, wo sie sich hinstellen soll, hat er nicht, wie in Deutschland üblich, seine Hände auf die Schultern gelegt, um sie zu führen. Stattdessen hat er seine Hände auf ihre Hüfte gelegt. Ich war ziemlich verwundert, weil sowas in Deutschland ja schon fast als sexuelle Belästigung bezeichnet werden kann. Aber außer mir schien sich hier niemand daran zu stören, da es hier wohl normal ist. Jedoch hat mir ein Kollege ein paar Tage später erzählt, dass Korruption in Kolumbien auch in Schulen ein Thema ist. Sex gegen gute Noten. Aber ich bin mir zu 100(0000000000000000) % sicher, dass ich mir da bei meinen Kollegen keine Sorgen machen muss! :)
- Meine Kollegen sind verrückt! Aber natürlich auf die liebenswerte Art und Weise! :) Ich gebe mal ein paar Beispiele:
- Eine Lehrerin zeigt bei jeder Gelegenheit auf eine andere Lehrkraft, um mir dann auf Englisch mindestens 3x zu sagen: "She is horny!"
- Ein Lehrer macht nur Späße. Selbst wenn ich kein Wort von dem verstehe, was er sagt, lache ich einfach, da ich mir sicher sein kann, dass er wieder irgendeinen Witz gerissen hat.
- Die Lehrer lieben es, meinen Namen zu reimen und mich dann so zu rufen:
Vanessa, mi princessa, tu quieres una cerveza, te sientas molesta?
- Ein Lehrer liebt das Wort "fucking" und benutzt es in jedem 2. Satz
- Eine Lehrerin hatte gestern Micky Maus Ohren während des Unterrichts auf.
- Ein Kollege hat mir gestern einen Heiratsantrag gemacht. Zum Spaß natürlich!
So ihr Lieben. Das war's erstmal wieder von mir.
Freitag gibts hier ein Familienfest in der Schule. Dort werde ich mit der Tanz-AG tanzen. Aaalso gibt es Samstag wohl ein Video davon auf meinem Blog. So als kleiner Vorgeschmack. ;D
P.S.: Vielen lieben Dank für 1351 Blog-Aufrufe im letzten Monat! Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass sich überhaupt Menschen für meine langweiligen Einträge interessiert! :) Ihr seid super und ich vermisse euch alle! :*
Hallo Vanessa,
AntwortenLöschenunbekannterweise mal liebe Grüße! Ich wünsch Dir noch weiterhin suuuperviel Spaß in Kolumbien und hoffe, hier auf Deinem Blog regelmäßig von Deinen Erlebnissen und Abenteuern zu hören! Hab grade alles nachgelesen weil ich ihn erst jetzt gefunden habe und mich packt das Fern-/Heimweh nach Kolumbien. Ich war damals mit der 2. Generation in Cali ;-)
Alles Liebe!
Caddi
Hola Vanessa, para mi es facil escribirte en espanol que en aleman, me encanta leer todo lo que escribes ! Y me da una trizteza no estar yo en Colombia para vivir ese temperamento de los calenos, lo que escribiste de la relaciion madre e hijo , te puedo decir que tienes toda la razon, es muy diferente aqui en alemania y no se porque para nosotros es la familia muy importante, pero yo senti que la relacion con tu mami es como la mia con mis hijos!
AntwortenLöschenBueno querida Vanessa princesa sigue asi , y como el costeno diria : "sacale el jugo"
Muchos besos
Tu amiga
Darlene